Wall oder Wall Street | Die Kapitalmärkte im Fokus – Wochenüberblick (06/2019)

Die Ausverkaufsstimmung an den Börsen wurde gegen Ende der Woche maßgeblich vom US-Präsidenten Trump ausgelöst. Einige Wochen nach dem längsten Shutdown in der amerikanischen Geschichte hat er in seiner Ansprache zur Lage der Union (State of the Union Address) das Loch der gespaltenen amerikanischen Politik noch tiefer gegraben. Anstatt die Rede für die Korrektur seiner bisherigen Politik zu nutzen, hat er seine Überzeugung, eine Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko zu bauen, erneut appelliert.

Zudem haben sich die Hoffnungen auf eine Lösung des Handelskonfliktes zwischen den USA und China erneut verschoben, da das geplante Gipfeltreffen zwischen den beiden Handelsmächten auf den März verlegt wurde – also nach Ablauf der gesetzten Frist im Handelsstreit.

In Europa verdichtet sich zunehmend die Angst vor einer Rezession. In Deutschland hat erstmals seit über neun Jahren Boom ein Abschwung der Konjunktur stattgefunden. Die Stimmen häufen sich, dass die europäische Wirtschaft teilweise schon in einer Rezession steckt. Aktuelle Zahlen der EZB und der EU-Kommission haben die Abkühlung der Wirtschaft im Euroraum bereits signalisiert, da diese aufgrund geringerer Nachfrage aus dem Ausland deutlich schwächer ausgefallen sind. Das schwarze Schaf in der EU stellt das hochverschuldete Land Italien dar – dort haben sich die Konjunkturaussichten zuletzt drastisch verschlechtert. Die EU-Kommission hat das Wirtschaftswachstum zuletzt auf lediglich 0,2 Prozent (zuvor: 1,2 Prozent) geschätzt.

Pessimismus hat sich auch bei den Unternehmern der deutschen Wirtschaft verbreitet: die Umfrage des DIHK unter 27.000 Unternehmen hat verdeutlicht, dass die Geschäftserwartungen in nahezu allen Branchen deutlich schlechter eingeschätzt werden.

Wie werden die Notenbanken gegen diese Entwicklungen vorgehen? Der Handlungsspielraum in der Zinspolitik der EZB ist bei einem Fortschreiten der konjunkturellen Abschwächung minimal.

Auch in den USA verdichten sich die Anzeichen einer abschwächenden Wirtschaft. Die FED hat im Zuge der strafferen Geldpolitik der amerikanischen Wirtschaft Liquidität entzogen, doch mit Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage muss sie zukünftig vorsichtig handeln.

Nachdem Analysten in der aktuellen Berichtssaison mit nach unten korrigierten Gewinnzuwächsen in Höhe von 10,6 Prozent (statt 15 Prozent) gerechnet haben, wurden die Gewinnerwartungen teilweise doch übertroffen. Dennoch sind die Erwartungen für das erste Quartal 2019 negativ – ist das ein Zeichen für uns bevorstehende, volatile Märkte in diesem Jahr?

Wie haben sich die Börsen in der vergangenen Woche entwickelt?

Welche wichtigen Konjunkturdaten und Termine erwarten die Anleger in der kommenden Börsenwoche?


Quellen: Bloomberg, Reuters, Guidants, finanzen.net, OnVista, aktuelle Tageszeitungen/ Onlinezeitungen